Knapp vor meinem 50. Geburtstag verspürte ich eine enorme Müdigkeit. Ich war müde vom Alltag, von der Hektik, vom Lärm, und ich brachte meine beiden Berufe Apothekerin und Yogalehrerin fast nicht mehr unter einen Hut. Der Spagat, den ich täglich turnte, war riesig und zu gross für mein unermüdliches Nachdenken und Hinterfragen.
Dieser kräftezehrende Spagat war mir Anlass genug aufzubrechen. Ich wusste nicht wohin, aber der Aufbruch zu etwas Neuem fühlte sich gut an. Ich wollte etwas Frisches, etwas noch nie Dagewesenes in mein Leben einladen, und ich besuchte daher Kurs um Kurs, um mein Yogawissen in verschiedenste Richtungen zu ergänzen und mein persönliches Angebot zu erweitern. Die von Freundinnen lieb gemeinten Ratschläge wie „es wird sich zeigen“, „hab Vertrauen, das Richtige kommt auf dich zu“ hatte ich gründlich satt. Im Gegenteil, diese Sätze setzten mich enorm unter Druck. Wer oder was ist das Richtige? Habe ich etwa das Richtige noch nicht verdient? Warum?… und ich besuchte weiterhin spannende Kurse, auf dass das Richtige mich so besser finden könne.
Alle waren sie wunderbare Kurse! Sie haben mich viel gelehrt, ich durfte verlangsamen, durfte meine Feinfühligkeit zeigen und ich kam mir bestimmt einen grossen Schritt näher. Es waren Kurse, die heute meinen persönlichen Yogastil und Unterricht bereichern, die mein allgegenwärtiges Sinnieren befruchten, doch sie endeten in Kursbestätigungen und nicht in Berufsdiplomen. Ich jedoch suchte nach einer Möglichkeit, selbständig und unabhängig zu sein.
Der plötzliche Corona Lockdown klärte viele meiner Gedanken: „Hey, ich bin Apothekerin, ich möchte arbeiten und mich einsetzen!“ Die sporadischen Apothekeneinsätze und Stellvertretungen machten mich nicht mehr zufrieden, im Gegenteil, ich wollte mehr.
Und plötzlich war das Richtige da! Es kam auf mich zu: ich darf als Apothekerin wirken. Mein Fühlen, Denken und Handeln, wie und wo auch immer geprägt, dürfen sein, ich darf Verantwortung übernehmen und habe Raum mich zu verwirklichen. Es fühlt sich rund und ganz an.