Das Leben verantworten

„Frag nicht nach dem Sinn des Lebens – gib ihm einen!“ Dieser wohlgemeinte Kartenspruch hing Jahrzehnte am Spiegel im Eingangsbereich meines Elternhauses. Tja .. und immer, wenn es mir als Jugendliche oder junge Erwachsene einewäg schon schlecht ging, setzte er mich mächtig unter Druck. Nur selten fand ich den Mut, mich zu fragen, ob das Leben an und für sich nicht schon Sinn genug sei.

Heute denke ich, es reicht vollkommen, sich mit allen Sinnen auf das einzulassen, was das Leben uns anbietet – präsent zu sein. Vielleicht geht es ja nicht darum, dass wir vom Leben etwas erwarten dürfen, sondern darum, was das Leben von uns erwartet. „Das Leben selbst ist es, das dem Menschen fragen stellt. Er hat nicht zu fragen, er ist vielmehr der vom Leben her Befragte, der dem Leben zu antworten, das Leben zu verantworten hat“, sagt Viktor E. Frankl, der durch seine tiefgreifenden Erfahrungen in Auschwitz die Frage nach dem Sinn des Lebens umdrehte.

Auf mich wirken diese Sätze befreiend. Ich nehme mir Zeit und Raum auf dem Weg zu meinen Antworten.